Die Khilafat-Bewegung: Ein Symbol der muslimischen Einheit und der Kampf gegen die britische Kolonialherrschaft

 Die Khilafat-Bewegung: Ein Symbol der muslimischen Einheit und der Kampf gegen die britische Kolonialherrschaft

Das 20. Jahrhundert war eine Zeit des Umbruchs und des Wandels, nicht nur in Europa, sondern auch im fernen Indien. Während die Welt sich mit den Folgen des Ersten Weltkriegs herumschlug, erlebte das muslimische Indien eine Welle des Nationalismus und der religiösen Begeisterung, ausgelöst durch die Auflösung des Osmanischen Reichs und damit des Kalifats.

Das Kalifat, die geistliche Führung der islamischen Welt, war seit Jahrhunderten ein Symbol der Einheit für Muslime. Die Abdankung des osmanischen Sultans Mehmed VI. im Jahr 1922 löste in Indien tiefe Bestürzung und Angst aus. Viele muslimische Führer sahen darin eine Bedrohung ihrer religiösen Identität und befürchteten den Verlust einer wichtigen Stütze in einer Welt, die von Kolonialmächten dominiert wurde.

Aus dieser Sorge heraus entstand die Khilafat-Bewegung. Eine breit gefächerte Bewegung, die von Gelehrten wie dem einflussreichen Maulana Muhammad Ali Jauhar angeführt wurde und auf breite Unterstützung innerhalb der muslimischen Bevölkerung Indiens stieß.

Gandhi und die Khilafat-Bewegung

Ein Schlüsselfigur in dieser Zeit war der junge muslimische Rechtsanwalt Ghulam Mehmood Sharaf. Während viele muslimische Führer sich auf religiöse Argumente konzentrierten, sah Sharaf die Notwendigkeit einer breiteren politischen Strategie. Er glaubte, dass die Khilafat-Bewegung nur erfolgreich sein würde, wenn sie sich mit dem Kampf gegen die britische Kolonialherrschaft verband.

Sharaf konnte Mahatma Gandhi, den führenden Aktivisten der indischen Unabhängigkeitsbewegung, für die Sache des Kalifats gewinnen. Gandhi sah in der Khilafat-Bewegung eine Gelegenheit, die muslimische und hinduistische Bevölkerung Indiens zu vereinen.

Die Zusammenarbeit zwischen Hindus und Muslimen war ein Novum in Indien und zeigte die transformative Kraft der gemeinsamen Anliegen.

Methoden des Widerstands: Von gewaltfreiem Protest bis Boykottaktionen

Der Kampf für das Kalifat wurde durch eine Vielzahl von Aktionen geführt, vom gewaltfreien zivilen Ungehorsam bis hin zu Boykottaktionen gegen britische Waren. Die Khilafat-Bewegung organisierte große Demonstrationen und Versammlungen, die Millionen von Menschen mobilisierten.

Hier sind einige der wichtigsten Methoden des Widerstands:

  • Gewaltfreier Widerstand: Gandhi’s Philosophie der Satyagraha, des “Wahrheitsaktions”, wurde zum Leitbild der Bewegung.
  • Boykottaktionen: Britische Waren wurden boykottiert und lokale Handwerksbetriebe unterstützt.
  • Zivilen Ungehorsam: Das Verweigern der Zusammenarbeit mit den britischen Behörden, wie die Nichtzahlung von Steuern oder die Ablehnung des Militärdienstes

Die Folgen der Khilafat-Bewegung

Obwohl die Khilafat-Bewegung ihr ultimatives Ziel – die Wiederherstellung des Kalifats – nicht erreichte, hatte sie einen tiefgreifenden Einfluss auf die politische Landschaft Indiens. Die Bewegung trug maßgeblich zur Entstehung des nationalen Bewusstseins bei und stärkte den Zusammenhalt zwischen Hindus und Muslimen.

Die Erfahrungen der Khilafat-Bewegung beeinflussten auch die spätere Entwicklung des indischen Unabhängigkeitskampfs.

Ghulam Mehmood Sharaf: Ein vergessener Held?

Trotz seiner wichtigen Rolle in der Khilafat-Bewegung ist Ghulam Mehmood Sharaf heute weitgehend unbekannt. Sein Name fehlt in den gängigen Geschichtsbüchern, und seine Leistungen werden oft übersehen.

Es ist Zeit, dass wir uns an die Leistungen dieses mutigen Mannes erinnern, der für die Einheit Indiens kämpfte und sich für die Rechte der Muslime einsetzte. Seine Geschichte ist eine wertvolle Lektion über den Mut, den es braucht, um sich gegen Ungerechtigkeit zu erheben und für seine Überzeugungen einzustehen.

Die Khilafat-Bewegung mag gescheitert sein, aber sie hinterließ eine bedeutende kulturelle und politische Errungenschaft: die Stärkung des Zusammenhalts zwischen Hindus und Muslimen in Indien.